Gliederung:

Materielle Bedeutung des Lehens, Gegenleistung


Während im 14. und 15. Jahrhundert die Leistungen des Lehnsverhältnisses auf Unterhalt und Treue verringert sind, sind im 12. und 13. Jahrhundert die Leistungen noch konkreter zu fassen. Hier handelt es sich oft um reale Hilfszusagen im Fehdefall oder - bei der Burgmannschaft - um Präsenz- und Verteidigungspflichten auf der Burg des Lehnsherrn.
Im Instrument der Burgmannschaft wird der alte Klientel-Aspekt des Lehnswesens besonders deutlich: Das alte Prinzip der familia vermischt sich mit den neuen Formen des Lehnswesens, so daß im Lauf des 11. und 12. Jahrhunderts auch die Ministerialen lehensfähig werden. Der Lehnsherr schart dann eine große Gruppe von Lehnsleuten um sich, deren Anzahl durchaus das soziale Prestige widerspiegelt.


1230, Juni 30, Mainz
Gf. Gerlach von Veldenz, Truchseß(25) des Erzbischofs von Mainz, beurkundet seine Sühne mit dem Erzbischof von Mainz.
Wegen des ihm verliehenen Truchsessenamtes und der dazugehörigen Lehen verpflichtet er sich auf 3 Jahre mit 100 Rittern zur Hilfe sowie zur Beachtung des Friedens (pax mera que dicitur Urvcheda) und zur Hilfe gegen Jedermann, ledekeit genannt. Zur Sicherheit stellt er Gf. Heinrich von Nassau, Johann, Heinrich und Simon, Gebrüder von Spanheim, den Gf. von Dietz und Philipp von Hohenfels als Bürgen.
Apud Magunciam, 1230, prid kal. jul.(26)


1275, Januar 20
Gf. Heinrich von Veldenz verleiht Emich und Wolfram von Lewenstein für ihre Dienstverpflichtung 80 Pfund Pfennige und weist ihnen dafür eine Jahresgült von 8 Pfund an. Als Gegenleistung tragen die Empfänger dem Gf. einen Teil des Schlosses Lewenstein zu Lehen auf.
1275, in die Fabiani et Sebastiani mertirum.(27)


Gf. von Veldenz zählt seine Lehns- und Burgmannen mit den Geldern, die diese empfangen haben, auf:

1 Cuno de Rugeland 40 lb.
2 Arnoldus de Rodemachero 60 lb.
3 Theodericus de Diedenhouen 40 lb.
4 Henrichus de Dune 40 lb.
5 Alexander de Wilre 40 lb.
6 MeJfridus de Numagen 40 lb.
7 Hermann, der Sohn des Theodericus für sein Burgseß (pro residencie feodo) 24 lb.
8 Hermannus de Lussenich 30 lb.
9 Otto, der Sohn Godefrids von Lozna 23 lb.
10 Theodericus, der Sohn Peters 10 lb.
11 die Söhne des Wilhelm Blasen 20 lb.
12 die Söhne des Philippus Fritzeus 20 lb.
13 Kindelinus 20 lb.
14 Stephanus 20 lb.
15 Wenzo, sein Bruder, 20 lb.
16 Arnoldus de Spanheim 25 lb.
...
28 Gerwinus de Zweinbrucken 40 lb für sein Burgseß
29 Enffridus de Rodulfesberch 30 lb.
30 Eberardus die Vogtei in Regewilre und 5 lb. für sein Burgseß
31 Alardus dc Sprendlingen 20 lb.
32 Gerlacus der Ältere von Bammenkirchen 16 lb.
Die Gesamtsumme beträgt 823 lb. und 25 Mark
S: d.A.(28)
 



25 Truchseß: Ehrenamt ("Hofamt"), formelle Zuständigkeit für die Bewaffneten
26 REbMainz S. 204 Nr. 605; MRhReg2 Nr. 1939
27 Pöhlmann, Veldenzer Lehen Nr. 357
28 Ausf. München, BHStA II (Geh. St.-A.) Rheinpfälzer Urk. Nr. 2559/1



© Bühler 2001
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