Der Markgraf und die Stadt
1715 fasste Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach den folgenreichen
Entschluss, sich im Hardtwald eine neue Residenz zu bauen und
das Werk mit der Gründung einer neuen Stadt zu krönen.
Beides war nicht neu zu seiner Zeit. Seine Nachbarn, der Markgraf
von Baden-Baden und der Fürstbischof von Speyer, hatten
Gleiches schon 1698 in Rastatt bzw. 1715 in Bruchsal getan bzw.
vor zu tun. Und der Kurfürst von der Pfalz hatte seinerseits
eine Stadt gegründet und ihr einen ähnlich rationalistisch-geometrischen
Grundriss gegeben - das war Mannheim, das war schon hundert Jahre
her, 1607, und niemand hatte hier den Bau einer Residenzstadt
im Sinn. Die folgte erst 1720. In Bruchsal wie in Rastatt knüpften
die Bau- und Landesherren an ältere Siedlungen an.
Karlsruhe blieb singulär in der Residenzenlandschaft. Hier
entstanden Schloss und Stadt gemeinsam auf dem Reißbrett,
und beiden war ein strahlenförmiger Grundriss von einem
deutlich markirten Mittelpunkt zu Grunde gelegt.
Markgraf Karl Wilhelm ging als ein Fürst in die Geschichte
ein, der die Tulpen und die Frauen liebte. Nicht weniger verschwenderisch
als seine Zeitgenossen, aber letztlich von einer höheren
Verantwortlichkeit seinem Land gegenüber.
Karl Wilhelms Gründung Karlsruhe blieb kein Ort der Ruhe.
Die Stadt blieb Residenz und wuchs sich von der Residenz der
kleinen Markgrafschaft zur Residenz der vereinigten badischen
Markgrafschaften und schließlich des badischen Großherzogtums
aus. Sie blieb Landeshauptstadt, und als es das Land, dessen
Hauptstadt sie war, nicht mehr gab, wuchs sie dessen unbeachtet
weiter - zur Hauptstadt des Rechts und der Technologie. Das ist
die Zeit des Bundesverfassungsgerichts, des Bundesgerichtshofs
und der Technologieregion.
Das hätte sich Seine Fürstliche Durchlaucht mit seinen
Tulpenzwiebeln nicht träumen lassen.
Im Jubliäumsjahr 2015 feiert sich die Stadt selbst. Und
die Badische Heimat, die mit der alten Hauptstadt Badens besonders
verbunden ist, feiert mit.
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